Kleine Pausen, große Wirkung
- Saskia Kuhmann

- 13. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Mikro-Regeneration als Haltung
Dauerüberforderung ist kein persönliches Defizit. Sie ist das Symptom einer Arbeits- und Lebenswelt, die auf Beschleunigung programmiert ist: mehr Kommunikation, mehr Entscheidungen, mehr Unsicherheit bei gleichzeitig weniger Raum für echte Erholung. Wir erleben eine paradoxe Situation: Je schneller wir werden, desto weniger Zeit bleibt, um Geschwindigkeit überhaupt zu verarbeiten. Der Mensch droht zum Anhängsel der Systeme zu werden, die er selbst geschaffen hat. Genau an diesem Punkt entscheidet sich, ob wir uns verlieren oder ob wir bewusst gegensteuern.
Mikro-Regeneration: Die kleinste Einheit von Selbstführung
Mikro-Regeneration bedeutet, ich nehme mir im Augenblick die Erlaubnis, zu unterbrechen. Für 30 Sekunden, für eine Minute. Es geht nicht um Wellness, sondern um Würde: Den eigenen Rhythmus inmitten des Fremdrhythmus spüren. Diese Mini-Übungen sind deshalb so wirksam, weil sie nicht auf später vertrösten, sondern im Hier und Jetzt Energie zurückgeben.
Drei Formen der Unterbrechung
Atemritual – innere Ordnung zurückholen
Drei bewusste Atemzüge mit längerem Ausatmen. Sofort spürbar: Herzschlag beruhigt sich, Gedanken klären sich. Ein minimaler Akt und doch ein Signal an Körper und Geist: Ich bin nicht ausgeliefert, ich gestalte.
Perspektivwechsel – den Blick weiten
Statt auf den Bildschirm zu starren, für eine Minute aus dem Fenster sehen. Farben, Bewegungen, Weite wahrnehmen. Wirkung: Der Tunnel öffnet sich, Kreativität und Lösungsfähigkeit steigen.
Digitale Sinnespause – Reizungen pausieren
90 Sekunden ohne äußere Reize. Kein ständiger Alarm, keine Ablenkung. Raum für Klarheit, bevor das nächste Signal kommt. Du kannst beispielsweise die Augen schließen, um den Sehsinn zu entlasten oder die Ohren zuhalten, um akustische Signale zu reduzieren. Oder du setzt dich kurz an den stillsten Ort in deinem Umfeld und atmest einfach. Vielleicht schließt du auch einfach nur alle Kommunikationskanäle und legst das Handy beiseite.
Der Unterschied liegt in der Haltung
Mikro-Regeneration ist kein Toolkasten, den man bei Gelegenheit öffnet. Sie ist eine bewusste Praxis, eine Entscheidung, den eigenen Wert nicht vom Tempo anderer bestimmen zu lassen.
In einer Welt, die Beschleunigung fordert, ist die kleine Pause ein Akt von Selbstachtung und Widerstand. Sie trennt das blinde Funktionieren von einer Haltung, die Kraft, Kreativität und Freude erhält.
Fazit: Tempo selbst bestimmen
Dauerüberforderung ist das Grundrauschen unserer Zeit. Wer Mikro-Regeneration praktiziert, setzt kleine Gegenzeichen: Unterbrechungen, die Klarheit zurückbringen, Energie schenken und die eigene Menschlichkeit schützen.
Kleine Pausen sind mehr als Entlastung. Sie sind eine tägliche Erinnerung daran, dass wir auch in einer beschleunigten Welt das Tempo unseres Inneren bestimmen können.


