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Kreativität braucht Inspiration.

Aktualisiert: 22. Sept.

Welche Rahmenbedingungen Ideen fördern

Kreative Prozesse brauchen Inspiration. Es braucht eine Idee, damit der schöpferische Prozess beginnen kann. Ideen sind überall zu finden. Und trotzdem bin ich manchmal ideenlos. Die Lösung für ein Problem will mir nicht einfallen, obwohl ich intensiv grüble und recherchiere. Die Idee für ein Bild bleibt aus, jeder Versuch landet zerknüllt im Papierkorb. Meine Fotos wirken belanglos, meine Texte verschwinden im Archiv meiner Handynotizen. Die Taste zum Veröffentlichen wird nie gedrückt.


Vielleicht kennst du ähnliche Momente, in denen dir die Inspiration fehlt und sich alles schleppend anfühlt. Die Frage ist: Welche Rahmenbedingungen brauchen wir, damit Ideen entstehen können?


Offener Geist

Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

Ohne eine offene Geisteshaltung können wir uns nicht inspirieren lassen. Es braucht Neugier – und damit die Bereitschaft, etwas Neues zu entdecken, die eigene Perspektive zu weiten oder sogar komplett zu verändern. Erst wenn ich mir erlaube, zu lernen, mich durch andere Sichtweisen anstecken zu lassen und meinen eigenen Schaffensprozess neu auszurichten, kann ich mich für Ideen öffnen.


Dazu gehört auch die Bereitschaft, mich selbst zu reflektieren und zu korrigieren. Mein Ego, das gerne recht behalten will, darf ich liebevoll in Schach halten. Besonders schwer fällt das, wenn ich mich stark mit meinem Status an Können und Wissen identifiziere. Dann hilft es, mir den sogenannten Anfängergeist zu erlauben, mich fürs Lernen zu öffnen, Fehler zu machen, etwas richtig schlecht zu beginnen, um besser zu werden.


Eine verschlossene Geisteshaltung zeigt sich oft in ständiger Bewertung oder Abwertung. Eine offene Haltung bedeutet, zunächst wahrzunehmen, zu handeln und erst dann zu bewerten, wenn überhaupt. Sie setzt Selbstvertrauen voraus: Wenn ich mir selbst vertraue, kann ich meine Wahrnehmung weiten und mich neuen Ideen öffnen.


Alltagsrituale

Für mein kreatives Pensum gehe ich unter die Dusche. (Woody Allen)

Sicherlich kennst du diesen Moment unter der Dusche oder beim Autofahren, wenn die Gedanken umherschweifen und plötzlich ein Licht aufgeht. Die zündende Idee kommt oft erst dann, wenn ich mich entspanne und ablenke. Dieser Moment steht jedoch selten für sich allein, sondern ist Teil meines Arbeitsprozesses.


Eine Idee muss reifen. Das geschieht, wenn man sie in Ruhe lässt. In der Kreativitätsforschung spricht man von der sogenannten Inkubation, die dem Geistesblitz – der „Illumination“ – vorausgeht. Das Nichtstun ist also ein aktiver Bestandteil des kreativen Prozesses. Alltagsbeschäftigungen gewinnen so eine neue Bedeutung. Sie können förmlich notwendig sein, um erfolgreich kreativ zu arbeiten.


Mason Currey hat in seinem Buch Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstler die Alltagsstrategien berühmter Kreativer beschrieben. Eine wesentliche Erkenntnis daraus war für mich: Jede Person muss ihre eigenen Rituale finden. Von anderen kann ich mich inspirieren lassen, aber ich darf sie an meine eigene Lebensrealität anpassen.


Spazierengehen

Solvitur ambulando - Es wird beim Gehen gelöst. (Lateinisches Sprichwort)

Bewegung verbessert nachweislich unsere geistigen Fähigkeiten und fördert den Erfindergeist. Doch wichtiger als die Theorie ist die eigene Erfahrung.


Viele haben während der Corona-Pandemie das Spazierengehen wiederentdeckt. Hast du an dir selbst beobachtet, wie es wirkt? Ich habe den Spaziergang in der Natur bereits früher für mich entdeckt, nicht ganz freiwillig. Aus gesundheitlichen Gründen sollte ich drei Mal pro Woche mindestens zwei Stunden zügig im Wald spazieren gehen, um Stress abzubauen. Begeistert war ich nicht, aber ich verstand den Weckruf und lief los – allein und ohne Ablenkung.


Das führte dazu, dass ich mich wieder mit mir selbst verbinden konnte. Gefühle lösten sich, Gedanken sortierten sich, Ideen fanden Raum. So habe ich das Sprichwort „Es wird beim Gehen gelöst“ selbst erfahren. Seitdem ist der Waldspaziergang für mich Ritual: zur Stressregulation und zur Förderung meiner Kreativität. Auch das Beobachten der Natur kann Zuversicht und Inspiration schenken. Und selbst ein Spaziergang durch eine fremde Stadt kann für mich zur Ideenquelle werden.


Anregendes Umfeld

Ich suche nicht - Ich finde! (Pablo Picasso)

Ein anregendes Umfeld bedeutet für mich, sinnliche Anreize zu erleben, die meine Neugier wecken und meinen Geist in Bewegung bringen. Das kann die Entdeckung eines neuen Restaurants sein, ein besonderer Lichteinfall, ein Buch im Regal, das mich auf eine neue Spur bringt, oder ein zufälliges Gespräch, das mich inspiriert.


Für diesen Beitrag war es der Lichteinfall in meinem Wohnzimmer, der einen besonderen Schatten geworfen hat. Als ich feststellte, dass ich solche Alltagsschnappschüsse lange nicht mehr gemacht hatte, fühlte ich mich inspiriert, dem nachzugehen – und meine Gedanken darüber zu teilen.


Oft führt eins zum anderen. Im besten Fall gerate ich in einen Flow. Dann kann ich den Impulsen direkt folgen und meine Ideen umsetzen. Wenn die Inspiration fließt, habe ich meistens auch eine Menge Spaß.


Arbeiten

Aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Johann Wolfgang von Goethe)

Meinen Impulsen und Ideen Ausdruck verleihen zu können und ganz in der Arbeit selbst zu sein, ist für mich ein wesentlicher Aspekt von Inspiration. Auch beim schöpferischen Tun brauche ich immer wieder neue Ideen. Wenn ich versuche, einen Gedanken aus meinem Kopf auf Papier zu bringen – sei es beim Malen eines Bildes, beim Schreiben einer Kurzgeschichte oder beim Entwerfen eines Konzepts – stoße ich immer wieder auf Probleme, die nach Lösungen verlangen: eine Bildkomposition, die nicht stimmig ist, ein Satz, der sich sperrig liest, eine Struktur, die nicht trägt.


Immer wieder brauche ich neue Impulse, um meine Arbeit fortzusetzen. Je besser mir das gelingt, desto mehr gerate ich in den sogenannten Flow – bis ich entweder fertig bin oder eine Pause brauche. Der kreative Prozess hat seinen eigenen Rhythmus. Je weniger ich ihn störe oder stören lasse, desto leichter fließt er.


In Unternehmen hört man oft den Wunsch, „ungestört arbeiten zu können“ oder „mehr Zeit für die eigentliche Arbeit“ zu haben. Auch für mich ist ungestörte Zeit entscheidend: Sie erlaubt mir, meinen Impulsen zu folgen und in die Tiefe zu gehen. Natürlich lassen sich Störungen nicht vollständig vermeiden. Das bringt das Leben mit sich. Aber ich trage Verantwortung dafür, meinen Arbeitsalltag so zu gestalten, dass ich die bestmöglichen Rahmenbedingungen habe.


Rhythmus

Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. (Afrikanisches Sprichwort)

Kreative Arbeit folgt einem eigenen Rhythmus und braucht ihre eigene Zeit. Unter Zeitdruck oder in einem übervollen Alltag kann Inspiration schnell versiegen. Manchmal ist eine verschlossene Geisteshaltung nur ein Ausdruck von Überlastung: Es bleibt schlicht keine Zeit mehr, sich für Neues zu öffnen.


Wenn ich kreativ sein muss, obwohl ich eigentlich eine Pause brauche, kann ich mein Potenzial nicht ausschöpfen. Wenn ich nicht einmal mehr Zeit habe, ein Buch in die Hand zu nehmen oder meine Gedanken schweifen zu lassen, reproduziere ich nur Bekanntes. Damit neue Ideen wachsen können, muss ich bewusst Raum schaffen – im Kopf und im Kalender.


Es ist entscheidend, in meinen Plänen genug Platz zu lassen, um reagieren zu können, wenn neue Impulse auftauchen. Inspiration lässt sich nicht erzwingen, aber ich kann ihr den Raum geben, den sie braucht, um entstehen zu dürfen.


ree

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